296 Tage, 12 Kontinente und 21 Flüge später, stand ich wieder vor unserer Haustür im guten alten Deutschland. Wenn man mich jetzt fragt, wie die Heimkehr war ist die kurze Antwort: Gefühlschaos!
Natürlich ist damit der Beitrag nicht zu Ende, denn es gibt noch eine ausführlichere Antwort. Dazu dann jetzt mehr!
Die Heimkehr startet in Singapur. Dies war mein vorerst letzter Stop. Dort habe ich mir für 6 Tage die Stadt, gemeinsam mit einem Kumpel angeguckt, mit dem ich wenige Wochen zuvor für 4 Wochen gemeinsam in Vancouver war. In der Nacht zum Donnerstag ging es dann für uns beide nach Hause. Er hatte einen Direktflug in die Schweiz und für mich ging es mit einem Zwischenstopp in Doha nach Düsseldorf.
Wir haben uns noch gemeinsam den Flughafen in Singapur angeguckt, dann irgendwann verabschiedet und es ging für mich direkt zum Gate … „nur noch wenige Stunden bis ich zu Hause bin!“
Die beiden Flügen klappten ohne Probleme. Keine Verspätung, Halbwegs leckeres Essen und ich konnte ein paar Stunden schlafen. Optimal!
In Düsseldorf gelandet, habe ich mir meinen Backpack vom Kofferband geschnappt und wollte zum Skytrain und dann mit dem Zug nach Düsseldorf reinfahren. Denn ich wollte meine Schwester überraschen, weil ich keinem von der Familie von meiner Heimkehr erzählt habe! Meine Freunde wussten Bescheid und zwei davon haben beschlossen mich am Flughafen zu überraschen. So kam ich aus dem Ausgang und sah ein „Willkommen zurück“ Schild mit zwei bekannten Gesichtern daneben. Ich habe mich mega gefreut!
Anschließend ging es dann, statt alleine im Skytrain dann im Auto mit meinem beiden Kumpels nach Düsseldorf. Dort habe ich meine Schwester überrascht (danke nochmal an den Postboten), waren anschließend noch eine Kleinigkeit essen und Abends ging es dann nach Hause.
Auch wenn wir jetzt im Auto nach Hause gefahren sind und ich die Rückfahrt bei dem besten Sommerwetter sehr genossen habe, so wollte ich die letzten Minuten nach Hause laufen. So habe ich meine Rücksäcke und das Willkommens-Schild genommen, die Jungs verabschiedet, mir Kopfhörer reingemacht und bin die letzten 10 Minuten nach Hause gelaufen.
Ab hier war jetzt wirklich Gefühlschaos angesagt! Vorfreude, Nervosität, Traurigkeit das die Reise vorbei ist, Angst das es sich nicht mehr wie zu Hause anfühlt und sich die Rückflugtheorie bewahrheiten könnte und alles dazwischen! Es ging mir viel durch den Kopf, ich habe noch die Reise ein wenig reflektiert und mich dann einfach auf das Wiedersehen mit der restlichen Familie gefreut. In den letzten Minuten habe ich dann auch noch ein Video aufgenommen und dieses auf Social Media gepostet, welches diesen intensiven Meilenstein sehr gut eingefangen hat und dann als ich zu Hause ankam, war dieses ganze Chaos erstmal verschwunden und ich habe an dem Abend und die kommenden Tage einfach die vielen Wiedersehen mit Familie, Freunde und Arbeitskollegen genossen!
Da war aber noch ein anderes Gefühl...
Die nächsten Tage waren natürlich gefüllt mit Wiedersehen und neuen, aber irgendwie ja auch alten bzw. vertrauten Erinnerungen. Und so war bereits am nächsten Tag, keine 24 Stunden später, das erste Gefühl von Alltag wieder da! Die Realität ist zurück, ich bin wieder in Deutschland und hier ist alles beim Alten, wie man so schön sagt.
Und in vielerlei Hinsicht ist diese vertraute Umgebung auch sehr schön, aber es ist genauso schnell langweilig und einseitig geworden! Logischerweise, nach 10 Monaten voller neuer Länder, Kulturen und täglich neuen Eindrücken.
Die Reise Bluse waren aufgetaucht und diese sollten erst nochmal ein bisschen bleiben!
Ein paar Wochen zuvor habe ich immer wieder ein Video zur „Rückflugtheorie“ auf Instagram gesehen. Diese besagt, dass das Losreisen garnicht die Schwierigkeit sein, sondern die Heimkehr nach einer langen Reise. Du als Reisender hast so viel gesehen, erlebt und du und deine Seele ist so sehr gewachsen, dass nun dein altes zu Hause zu klein für dich ist. Denn wenn die Seele und du als Mensch einmal wächst, gibt es kein Zurück mehr und jetzt fühlt es sich eben nicht mehr an wie „zu Hause“.
Und genau davor hatte ich ein wenig Angst. Und nur wenige Tage nach meiner Heimkehr sollte ich ein erstes Anzeichen für deren Beantwortung finden. Die erste Woche war natürlich direkt gefüllt mit vielen Wiedersehen und Unternehmungen. So ist die Zeit auch sehr schnell vergangen. Dabei habe ich aber gemerkt, dass sich hier wenig verändert hat. In dieser Hinsicht war ich auch „nur“ 10 Monate weg. Alte Baustellen sind fertig. Neue Baustellen sind dazu gekommen. Wenn ich die anderen fragte, was ich verpasst hätte, sagten die meisten nach kurzem Überlegen „nix“ und in gewissen Weise ganz schön, aber irgendwie auch sehr merkwürdig, dachte ich.
Es fühlt sich an als sei die Zeit hier stehen geblieben. Ich habe so viel von dieser Welt gesehen und habe so viele Erinnerungen sammeln dürfen, mit denen ich Bücher füllen könnte und hier hat sich original „nix“ verändert. „Es hätte als kaum einen Unterschied gemacht, wäre ich 10 Monate oder 3 Jahre weg“, dachte ich dann.
Und ich habe ebe schnell das Gefühl das diese alten vertraute Umgebung nun versucht, mich in einen Box zu packen. Ich meine alte Box von vor 10 Monaten, in die ich aber nicht mehr rein passe. Nicht weil ich auf der Reise etwa zugenommen habe, was ich nicht habe, sondern weil ich mich menschlich so sehr weiterentwickelt hat, dass diese Box indessen zu klein für mich ist! Die Rückflugtheorie sollte sich also bewahrheiten!
Kein schöner Gedanke!
Nach 10 Monaten unterwegs bin ich nun wieder seit 3 Tagen zu Hause und irgendwie fühlt es sich nicht mehr an wie zu Hause! Kein schöner Gedanke!
Vermutlich ist es einfach eine Überreaktion zu den permanent neuen Eindrücken von der Reise. Und eigentlich ist diese Pause zu Hause ohne sich etwas Neues angucken „zu müssen“ auch genau das, was ich wollte. Schließlich wusste ich zu dem Zeitpunkt schon zu 95%, dass ich nochmal aufbrechen werde. Ich wollte noch die Heimkehr abwarten, aber dann auch zeitnah den nächsten Flug ins nächste Abenteuer buchen.
Diese Erkenntnisse haben mir die Entscheidung dann quasi abgenommen. Ich bin jetzt seit ziemlich genau 3 Wochen zuhause und kann es nicht abwarten wieder aufzubrechen. Nicht weil ich von Freunden und Familie weg will, ganz im Gegenteil, aber mir wird immer mehr vor Augen geführt, dass ich jetzt gerade hier wenig hält. Sehr schade das über seine Heimat zu schreiben, aber ich glaube irgendwann wird sich das auch nochmal wieder ändern.
Deswegen geht es in 3 Wochen in Runde II meiner Weltreise! Jetzt steht noch ein paar Geburtstage an, ein Klassentreffen, ich werde noch die Zeit mit Freunden und Familie genießen, gleichzeitig bin ich aber auch sehr produktiv mit Podcast, Social Media, dem Blog und im Sport. Daher rennen die Tage gerade nur so dahin.
Letzte Gedanken zu dem Thema
In Zusammenfassung haben diese ganzen Gefühle und insbesondere mein neues Heimatgefühl die Heimkehr sehr ernüchternd werden lassen! Die letzten 3 Wochen vor dem Rückflug habe ich quasi die Tage gezählt und so schön die gelungene Überraschung mit der ganzen Familie und meine Überraschung von den beiden Freunden am Flughafen war, genauso hat es im nächsten Atemzug einen sehr faden Beigeschmack von dieser fehlenden Heimatverbundenheit jetzt gehabt.
Ich habe es letzte Woche in meinen Tagebuch glaube ich sehr treffend beschrieben: „Meine Verbundenheit zur Heimat kommt gerade nur noch aus dem Kopf, dank der vielen Erinnerungen und der damit einhergehenden Nostalgie aber viel weniger aus dem Herzen durch echte Liebe und Verbundenheit zu dieser Gegend, welcher aus diesem Wohngebiet etwas Besonderes machen würde. Und genau das ist es jetzt gerade nicht wirklich. Ich habe diese tausenden Erinnerungen an jeder Ecke, aber am Ende ist jetzt gerade nur ein langweiliges Wohngebiet in einer hässlichen Stadt.“
Und das tut weh, sowas zu schreiben! Ich habe ja die Hoffnung, dass je länger ich jetzt noch „zu Hause“ bin und die Normalität langsam wieder einkehrt, dass besagte Liebe und Verbundenheit wieder auftaucht. Wenn dem nicht so ist und ich ohne diese Heimatverbundenheit wieder aufbreche, wer weiß welchen Einfluss dieses auf Entscheidungen zur erneuten Heimkehr in ein paar Monaten hat oder eben auch nicht hat.
Um diesen Artikel jetzt aber mit etwas Positivem zu beenden, kann ich auf jeden Fall sagen, dass es trotzdem richtig war nach Hause zukommen. Alle einmal wiedersehen. Ein bisschen Quality Time mit allen verbringen. Ein bisschen Ruhe und Entspannung in vertrauter Umgebung und dann mit neuer Energie und definitiv auch neuer Motivation dann nochmal zu starten. Ich genieße noch bestmöglich die verbleibenden 19 Tage hier und fiebere dann schon dem nächsten Kapitel entgegen: Australien!
Fragen an dich: Hast du schonmal etwas ähnliches erlebt und waren die Reise Blues dann irgendwann wieder weg gegangen?
Wenn du mich auf der weiteren Reise noch begleiten möchtest, kannst du gerne auf meinen Social-Media-Accounts vorbeischauen. Ich freue mich über jeden, der meine Reise begleiten möchte!
Beste Grüße
Niklas
